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Namensgeber unserer Schule

Vordenker und Visionär

„Der Respekt vor dem Recht des Anderen ist der Friede für alle.“ Diese Aussage von Jean Baptiste Nicolas Robert Schuman offenbart in aller Deutlichkeit die Lebensphilosophie eines der bedeutendsten Gründerväter der Europäischen Union sowie der europäischen Integration. Für eine berufliche Schule in Baden-Baden, die diesen Namen tragen darf, ist solch eine Einstellung des Namenspatrons Auftrag und Identifikationsmerkmal gleichzeitig. Sichtbar gemacht im Leitbild der Schule und im täglichen Schulalltag gelebt. Die gegenseitige Wertschätzung untereinander oder die verschiedenen Ebenen bei der Unterstützung der Integration von Schülern in die Gesellschaft sowie in das Berufsleben sind nur zwei Beispiele hierfür.

Geboren 15 Jahre nach dem deutsch-französischen Krieg im Jahre 1886 in Clausen (Luxemburg) wächst Schuman als Bürger des deutschen Reiches mehrsprachig (Französisch, Luxemburgisch und Deutsch) auf. Die tiefe Verwurzelung der Familie im katholischen Glauben prägt ihn lebenslang und führt dazu, den christlichen Glauben als Maßstab des eigenen Handelns zu erheben. Robert Schuman studierte unter anderem in Bonn, Berlin und München Rechtswissenschaft und schloss diese Ausbildung mit der Promotion ab. Nachdem das Gebiet Elsass-Lothringen nach Ende des ersten Weltkriegs an Frankreich gefallen war, wurde Schuman französischer Staatsangehöriger und als Abgeordneter in die französische Nationalversammlung gewählt. Dort setzte er sich, bis zu seiner Verhaftung im Jahre 1941 durch die Gestapo, für die Interessen der Grenzregion ein. Nach der Flucht aus der Gefangenschaft und dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde Robert Schuman zuerst Finanzminister und Ministerpräsident sowie in der Zeit zwischen 1948 und 1952 in acht verschiedenen französischen Regierungen Außenminister. Er sicherte so, in der turbulenten Zeit der Vierten Republik, eine konstante Außenpolitik.

Am 9. Mai 1950 schlug Robert Schuman die Zusammenlegung der französischen und deutschen Kohle- und Stahlproduktion zur Montanunion vor. Dieser Vorschlag, der heute unter dem Namen „Schuman-Plan“ die Initialzündung der Europäischen Union darstellt, war in der damaligen Zeit nicht unumstritten und führte letztendlich dazu, dass Robert Schuman seinen Posten 1952 zur Verfügung stellte. Sein Plan förderte jedoch im Jahre 1957 die Römischen Verträge und damit einen weiteren Meilenstein der europäischen Integration. Robert Schuman, der in vielen kulturellen Regionen sozialisiert, selbst beide Weltkriege erlebt hatte und mehrfach die Staatsangehörigkeit wechseln musste, stellt das Ideal eines Vermittlers der Idee des geeinten Europas dar. Erkennbar findet man dies in seinem Ausdruck „Europäer ist man nicht von Geburt, man wird es durch Bildung.“

Für die Robert-Schuman-Schule bedeutet der gelebte europäische Gedanke mit französischen und weiteren europäischen Partnern damit eine Möglichkeit, im Sinne des Namensgebers neue Wege zu beschreiten und sich bewusst den Herausforderungen einer wandelnden gesellschaftlichen und beruflichen Umgebung anzunehmen. Die letzten 130 Jahre der Schule haben ein bedeutendes berufliches Bildungszentrum in der Grenzregion entstehen lassen, in dem französische und deutsche Lehrkräfte gemeinsam unterrichten und eine enge Kooperation mit Partnern in beiden Ländern besteht. Eine Realität und Normalität, wie sie sich Robert Schuman vor über 50 Jahren angedacht und gewünscht hat.

Fotoquelle: Bundesarchiv, Bild 183-19000-2453 / CC-BY-SA 3.0